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In einer idealen Welt...Gedanken über das Selbstständiges Üben

Aktualisiert: 12. Apr.




In einer idealen Welt lebst du zehn Minuten vom Yogastudio entfernt.Du findest Yogaklassen, die genau zu dir passen. Du hast jede Woche genug Zeit, dort hinzugehen.In einer idealen Welt bist du immer motiviert genug, du bist nie verletzt, nie erkältet, nichts steht dir im Weg. Familie und Arbeit machen dir keine Striche durch die Rechnung, du kannst deine Praxis ganz entspannt aufrechterhalten und spürst jede Woche, wie du besser wirst – körperlich, geistig, innerlich.


Aber: Wir leben nicht in einer idealen Welt.


Sogar der grundlegende Quellentext des Yoga, die Yoga Sutras von Patanjali, spricht von den navāntarāyaḥ – den neun Hindernissen, die einem auf dem Weg begegnen und die Praxis erschweren.Krankheit, Müdigkeit, Zweifel, Nachlässigkeit, Faulheit, Sinnesverwirrung, Verzweiflung, Rückschritte und das Gefühl von Stillstand.Kennst du einen davon? Ich kenne sie alle.


Du bist kein schlechter Mensch, wenn deine Welt nicht ideal läuft.Wenn dein Körper sich immer wieder eingerostet anfühlt oder irgendetwas nicht rund ist. Es ist normal, wenn du zwischen Arbeit, Haushalt und vielleicht auch kleinen Kindern kaum Zeit für dich findest.Wenn das Buch über bedürfnisorientierte Erziehung seit Wochen aufgeschlagen daliegt – und du trotzdem nicht dazu kommst, auch nur eine Idee davon umzusetzen.

Und vielleicht hast du Yoga schon ein paar Mal probiert. Aber irgendwas hat nicht gepasst. Die Versprechen haben sich nicht erfüllt. Die Routine hat nicht gehalten.


Und du fragst dich: Bin ich das Problem?

Ich sage: Nein.

Es liegt nicht am Yoga.Und es liegt auch nicht an dir.

Es ist wahrscheinlich nur, dass du bisher einen Weg gewählt hast, der nicht zu deinem Leben gepasst hat.


Der Weg, der mir – nach vielem Suchen, Probieren, Scheitern – wirklich geholfen hat, ist der Weg der Selbstverantwortung. Ich habe ihn auf der Yogamatte gelernt. Allein. In meinem Wohnzimmer.Als ich begonnen habe, meine Praxis in die eigene Hand zu nehmen.Als ich entschieden habe, früher aufzustehen als alle anderen in meiner Familie, um mir selbst jeden Tag eine wertvolle, kraftvolle Zeit zu schenken.

Die Uhrzeit bestimme ich – aber wenn sie festgelegt ist, dann ist sie fest. Sie wird nicht nach hinten verschoben, nur weil noch eine Maschine Wäsche wartet.Ich rolle meine Matte aus – und trete ein in eine intime Beziehung mit mir selbst. Jeden Tag neu.

Seit drei Jahren übe ich auf diese Weise. Fünf- bis sechsmal pro Woche. Zur gleichen Zeit. Am gleichen Ort. Ich habe mir eine Praxis erschaffen, die in mein Leben passt – nicht umgekehrt.

Ich übe Ashtanga Yoga zu Hause, am frühen Morgen. Ein fester Ablauf, der sich mit mir verändert, mich begleitet, mir Halt gibt und gleichzeitig Raum lässt, innerlich zu wachsen. Diese Form, diese Wiederholung, gibt mir Freiheit.

Und die Hindernisse? Sie kommen immer noch. Aber auch dafür geben die Yoga Sutras Hinweise – kleine Schlüssel, wie man weitermachen kann:Geduld. Vertrauen. Beständigkeit.Achtsamkeit, Mitgefühl, Selbstdisziplin. Und schließlich: Hingabe – Ishwara Pranidhana – das Loslassen der Vorstellung, alles selbst kontrollieren zu müssen.

Diese Praxis lebt nicht von der perfekten Welt, sondern von deinem ehrlichen Versuch, dranzubleiben. Vielleicht liegt genau darin die Magie.







 
 
 

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